Deutsches Viertelfinale in Hamburg
Von Matthias Nientiedt | 20.Juli 2012
Beim ATP-Turnier in Hamburg hat es ja schon die in oder andere positive Überraschung durch deutsche Tennisspieler gegeben. So konnte beispielsweise Julian Reister sensationell Fernando Verdasco in zwei Sätzen schlagen als riesiger Außenseiter. Leider war eine Runde später gegen Jeremy Chardy dann für ihn Schluss. Aber drei Deutsche haben es bis ins Halbfinale geschafft: Philipp Kohlschreiber, Florian Mayer und Tommy Haas. Mayer und Haas treffen sogar aufeinander, der Sieger der Partie trifft im Halbfinale wahrscheinlich auf Cilic (oder Ramos-Vinolas). Philipp Kohlschreiber muss sich heute mit dem alten Sandplatz-Wühler Nicolas Almagro auseinandersetzen, der Sieger hier trifft auf Monaco oder Chardy. Von der Aufteilung her ist also sogar ein deutsches Finale möglich, eine Vorrausetzung dafür ist natürlich ein Sieg Kohlschreibers über Almagro. Der Spanier hat eine beeindruckende Sandplatz-Bilanz in den letzten fünf Jahren aufgebaut: 142 Siege bei 48 Niederlagen. Und verlieren tut Almagro auf Sand meist nur gegen die absoluten Top-Player, selten dass er auf seinem lieblingsbelag mal gegen vermeintlich schwächere Spieler strauchelt.
Kohlschreiber würde ich nicht als einen solchen bezeichnen, er ist zwar schwankend in seinen Leistungen aber bei entsprechender Motivation und vor heimischem Publikum immer zu Top-Leistungen bereit, hat also sicherlich eine Chance hier Almagro zu schlagen. Kohlschreiber spielt zwar grundsätzlich nicht so gerne auf Sand (53 Siege und 37 Niederlagen in fünf Jahren), hat aber auch auf diesem Belag schon sensationelle Leistungen gezeigt. Hoffentlich schafft er das hier in hamburg wieder, denn vom Potential her kann er das Turnier auch gewinnen. Der direkte Vergleich zwischen kohlschreiber und Almagro ist sehr ausgeglichen, 4:3 steht es hier für Kohlschreiber, auf Sand 2:2 wobei einige Spiele schon sehr lange her sind. Das letzte Sand-Duell entschied Almagro in zwei Sätzen für sich.
Annika Beck – nächstes deutsches Tennis-Talent
Von Matthias Nientiedt | 15.Juli 2012
Vor ein paar Jahren lag das deutsche Tennis im Tiefschlaf. Man trauerte viel zu lange den Zeiten von Boris Becker und Steffi Graf nach, die deutschen Talente wurden nicht entsprechend gefördert und Tennis ist in Deutschland aus dem Focus der Öffentlichkeit fast verschwunden. Bei den Herren haben wir seit einigen Jahren Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer, die ab und an mal zu Höchstleistungen fähig sind und auch mal temporär positive Ausreißer wie Philipp Petzschner.
Doch bei den Damen gibt es eine fast schon unglaubliche Entwicklung: Alles fing an mit Sabine Lisicki und Andrea Petkovic, die das deutsche Damentennis aus dem Tiefschlaf geholt haben und tatsächlich auch mal Turniere gewonnen haben! Lisicki am Anfang (zu früh?) von der Bild-Zeitung gepusht brauchte einige Zeit um so gerade noch das Etikett „ewiges Talent“ abzulegen und eine Top-Spielerin zu werden (zugegeben, es war sehr häufig Verletzungspech dabei). Andrea Petkovic spielte sich dagegen aus eigener Kraft in die Öffentlichkeit. Und nun hatte man sich gerade daran gewöhnt wieder zwei deutsche Top-Spilerinnen zu haben, da kommt auf einmal Julia Görges: Sie schlägt die damalige Nr.1 Wozniacki und gewinnt den Porsche Grand-Prix und steht ebenfalls plötzlich im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Aber die deutsche Öffentlichkeit muss weiterhin schnell neue Namen lernen: Angelique Kerber ist aktuell die deutsche Nr.1 und schlägt vor allem bei den ganz großen Turnieren riesig auf. Aber auch hier ist nicht Schluß: Mona Barthel, ganz junges Talent aus dem Norden spielte sich im letzten Jahr in die erste Liga, gewann zum Jahreswechsel direkt mal ein Turnier. Auch ihr ist noch weitere Steigerung und das Aufschließen zu den zuvor genannten deutschen Top-Spielerinnen absolut zuzutrauen.
Und, nach Lisicki, Petkovic, Görges, Kerber und Barthel ist jetzt Schluß? Nein! Bereits das nächste deutsche Riesentalent steht in den startlöchern: Annika Beck!
Annika Beck ist aktuell Nr. 144 der Welt, 19 Jahre alt, spielt nach eigenen Angaben am liebsten auf Hartplätzen aber schlägt auch auf Sand groß auf: Ein echtes Allround-Talent mit allen Veranlagungen, die man braucht um eine Top-Tennisspielerin zu werden. Die Gießenerin spielte bisher eher ITF-Turniere (sehr erfolgreich, gerade hat sie in Versmold eines auf Sand gewonnen) aber ist zunehmend auch mehr auf der WTA-Tour zu finden. Aktuell spielt sie im schwedischen Bastad, wo sie heute der Italienerin Anastasia Grymalska souverän in zwei Sätzen das Nachsehen gegeben hat. Und auch erste Grand Slam-Luft hat sie geschnuppert: In Wimbledon hatte sie sich kürzlich ohne Satzverlust ins Hauptfeld gespielt und dort gegen Olga Govortsova erst nach drei Sätzen verloren. Für diejenigen, die auf kommende Spiele von Annika Beck wetten möchten: Bei bwin können Sie aktuelle Wettquoten für Annika Beck und ihre Gegnerinnen analysieren, bevor Sie Ihre Wetten abschließen.
Es sieht also so aus als ob wir schon bald ein Sextett an deutschen Top-Tennisspielerinnen haben werden, Annika Beck hat auf jeden Fall alle Vorraussetzungen um ähnlich erfolgreich zu werden wie Ihre deutschen Top-Kolleginnen. Und die deutsche Öffentlichkeit wird sich erneut einen neuen Namen im deutschen Damentennis einstellen müssen…
Federer erspielt sich die Unsterblichkeit
Von Matthias Nientiedt | 9.Juli 2012
In diesem Wimbledon-Finale wurde Geschichte geschrieben, das war bereits vorher klar: Entweder gewinnt mit Andy Murray als erster Brite das Turnier seit Ewigkeiten (1936) und sein erstes Grand Slam-Turnier (im vierten Versuch) oder Roger Federer trägt sich endgültig als King Roger in die Annalen ein. Und letzteres ist eingetreten: Durch seinen insgesamt siebten Sieg auf dem heiligen Rasen von Wimbledon ist er nun zusammen mit Pete Sampras Rekordhalter in dieser Statistik, ebenso wie in der Anzahl der Wochen in der er Nr.1 der Tennis-Weltrangliste ist. Doch diese Rangliste wird er schon sehr bald alleine anführen…
Somit ist Roger Federer in den Tennis-Olymp aufgestiegen, sein Name wird in der Geschichte in einem Atemzug mit Björn Borg genannt werden können und, seine Karriere ist ja noch nicht vorbei, vielleicht wird er in Zukunft als der größte Tennisspieler aller Zeiten bezeichnet werden.
Sportlich ist dieser Erfolg beachtlich: nachdem er 2010 die Weltranglistenspitze räumen musste, und in den großen Finals reihenweise Niederlagen gegen Nadal und Djokovic einstecken musste, traute ihm eigentlich kaum noch jemand zu diesen letzten Schritt zurück an die Weltspitze gegen die jüngeren Spieler nochmal zu schaffen und so diese Rekorde ein- bzw. aufzustellen die oben genannt wurden. Man kann fast sagen: Sein Lebenswerk wurde gestern in Wimbledon gekrönt. Um unsterblich zu werden muss er eigentlich nicht mehr viel tun, eigentlich nur noch rechtzeitig die Karriere beenden. Doch kurzfristig gibt es dafür eigentlich keinen Anlass!
Kurz zum Spiel: Nachdem Murray, vom Publikum frenetisch unterstützt, Federer in der Anfangsphase den Schneid abkaufen und den ersten Satz gewinnen konnte schien das hochklassige Match offen zu sein. Doch Federer wäre nicht Federer wenn er mit dieser Situation nicht hätte umgehen können. In der entscheidenden Situation im zweiten Satz (beim Stand von 6:5 für ihn bei Aufschlag Murray) gelang ihm das Break zum Satzausgleich und fortan dominierte er die Partie. Seine Aufschläge brachte er ohne zu zittern durch, während Murray mehr und mehr kämpfen musste um gegen diesen über weite Phasen fehlerfrei spielenden Roger Federer seine Aufschlagspiele durchzubringen. Folgerichtig gelang dem Schweizer pro Satz auch jeweils ein Break, anschließend konnte er entspannt bis zum Satz- bzw. Matchgewinn „durchservieren“.
Ach ja: bei den Damen gab es auch eine Siegerin: Serena Williams hat es mal wieder allen gezeigt: Power-Tennis auf Rasen ist das Maß aller Dinge. Und von ihrem Stil her ist Serena Williams eigentlich die einzige Spielerin auf der WTA-Tour, die das auch so konsequent spielt. Deshalb gewinnt sie eigentlich jedes Jahr in Wimbledon wenn sie halbwegs fit ist… Letzteres war eigentlich die größere Leistung, nach ihren enormen gesundheitlichen Problemen vor gut einem halben Jahr das Turnier so durchzustehen. Glückwunsch dafür, Miss Williams!